Anne Marie Baral
Die gebürtige Berlinerin Anne Marie Laval (1728-1805), Kind einer hugenottischen Familie, heiratete 1746 nach Potsdam. Ihr Mann Jean Pierre Baral war Beuteltuchmacher und hatte nur ein bescheidenes Einkommen. Um die wachsende Familie zu ernähren, verdingte sich Anne Marie Baral als Hasplerin für Seidenkokons. Nach dem Tod ihres Mannes verlegte sie sich auf die Züchtung von Seidenraupen im Auftrag des preußischen Königs Friedrich II. Der König richtete den Jägerhof in Potsdam für die Seidenkultur her.
Die Zucht von Seidenraupen war im kalten Brandenburg eine große Herausforderung:
Die Raupen fressen ausschließlich Maulbeerblätter und brauchen zu ihrer Entwicklung ein optimales Mikroklima. In ihrem Musterbetrieb unterhielt Anne Marie Baral schließlich drei beheizbare, mit Ventilatoren und Gazefenstern ausgestattete Säle für die Raupenzucht. Mit viel Geschick wurde sie Spezialistin für Seidenraupen und erzielte Rekordergebnisse. Ihr wurde sogar die Ausbildung von männlichen Lehrlingen übertragen – das war absolut außergewöhnlich für eine Frau ihrer Zeit.
Damit ihr Name nicht verblasst, möchten wir die Geschichte von Anne Marie Baral als eine frühe Unternehmerin in unserer Region weiterspinnen und widmeten ihr deshalb die Gewerbeeinheit 4.1 im Vorderhaus.
Literatur über Anne Marie Baral: Silke Kamp: “Anne Marie Baral”, in: Toussaint, Jeanette: Zwischen Tradition und Eigensinn. Lebenswege Potsdamer Frauen vom 18. bis 20. Jahrhundert. Hg. vom Autonomen Frauenzentrum Potsdam e.V. Potsdam 2009, S. 17-28