Direkt zur Hauptnavigation springen Direkt zum Inhalt springen Zur Unternavigation springen

Friedl Dicker (1898-1944) und die Bauhausfrauen

Schon im Entstehungsjahr des BAUHAUS 1919 kam Dicker nach Weimar und setzte dort ihr in ihrer Geburtsstadt Wien begonnenes Studium fort. Anschließend machte sie sich selbständig und gründete 1923 gemeinsam mit Franz Singer in Berlin die Werkstätten Bildender Kunst und ab 1926 in Wien das Gemeinschaftsatelier Singer & Dicker. Sie arbeitete hauptsächlich im Bereich der Innenarchitektur. Als Kommunistin wurde sie 1934 verhaftet und emigrierte 1936 nach Prag, im gleichen Jahr heiratete sie Pavel Brandeis.
Wegen ihres jüdischen Glaubens wurde sie 1942 nach Theresienstadt deportiert. Dort organisierte sie Zeichenkurse für Kinder, die bis heute legendär sind. 1944 wurde das Paar nach Auschwitz überstellt, dort wurde Friedl Dicker ermordet.

Anlässlich des 100jährigen Gründungsjahrs des BAUHAUS ist auch die Rolle der Frauen wieder besser erforscht worden. Die Zahl der Studentinnen in den ersten Jahren war so hoch, dass die Schulleitung das als imageschädigend empfand. Die Studentinnen wurden von der freien Wahl der Fächer und Werkstätten wieder ausgenommen. Stattdessen wurden sie - teilweise gegen ihren Willen - in die Webereiwerkstatt gesteckt. Viele der bahnbrechenden künstlerischen Arbeiten der Bauhausfrauen wurden später ihren männlichen Kommilitonen zugeschrieben. Erst allmählich wird die Autorinnenschaft einiger Frauen wiederentdeckt.

Von rund 33 „Meistern“ und Lehrenden in der Geschichte des BAUHAUS waren die wenigsten weiblich und meistens Stellvertreterinnen: Nur Gertrud Grunow (Gesang), Karla Grosch (Gymnastik), Gunta Stölzl (Weberei) und Lilly Reich (Ausbau) wurde mehr Verantwortung übertragen.

Die Gewerbeeinheit 2.3 in den Hofgebäuden, Standort des Lesbenarchivs Spinnboden, ist seit 2019 Friedl Dicker gewidmet.